Nach 12 Jahren Schule hat man doch eigentlich genug gearbeitet und kann sich erstmal eine wohl verdiente Pause gönnen. Das dachte mein 18-jähriges Ich auf jeden Fall und ehrlich gesagt, denkt das mein 25-jähriges Ich heute noch.

So beschloss ich nach der Schule „nichts“ zu machen. Andere gingen zum Work and Travel nach Australien, manche machten ein FSJ, wieder andere fingen irgendeine Ausbildung oder ein Studium an. Aber ich machte gar nichts. Teils, um gegen den Staat und meine Eltern zu rebellieren, aber definitiv auch, weil die erschreckende Auswahl an Möglichkeiten einfach zu überwältigend war.

So lag ich also Tag ein Tag aus in meinem Bett, habe Serien geguckt und viel aus Langeweile gegessen. Das ging so lange bis ich mir selbst so richtig auf die Nerven gegangen bin. Eine sehr wichtige Erfahrung im Nachhinein die ich jedem Mal empfehlen würde. Ich kam zum Ersten Mal in Kontakt mit dem berühmten Ausschlussprinzip. Ich wusste noch nicht was ich machen wollte, aber „nichts“ auf jeden Fall schonmal nicht.

Also fing ich an – dieses Mal aus eigenem Antrieb – zu überlegen wie es weitergehen soll. Etwas großes sollte es sein. Wenn ich mich nun schon bewegte, dann musste es sich auch lohnen. Mit diesem Vorsatz beschloss ich als 18-jähriges weißes, blondes Mädchen ein paar Monate in Ghana Freiwilligendienst als Hebamme zu leisten. Im Nachhinein hätte man das mit der Selbstfindung auch sanfter angehen können, aber da war ich nun. Afrika war wieder erwartend eine vollkommene Reizüberflutung. Die Gerüche, die Lautstärke, die Sonne, das Essen und die Mentalität der Menschen, alles war extremer als ich es gewohnt war. Nach ein paar Wochen „Ich kann das nicht, ich fliege zurück“ hatte ich eine der bahnbrechendsten und wichtigsten Erkenntnisse meines Lebens.

Ich habe gemerkt, dass es in meiner Hand liegt. Man sagt das immer so, aber es ist wie mit der heißen Herdplatte, manche Erfahrungen muss man selbst machen. Anschließend habe ich mein Leben in Afrika umgekrempelt und es wurde eine der besten Zeiten meines Lebens. Retrospektiv würde ich sagen, dass das Gap Jahr meine Persönlichkeit so sehr weiterentwickelt hat, wie es keine Ausbildung jemals gekonnt hätte. Ich kann jedem nur empfehlen, dass „nichts machen“ schonmal ein guter Start ist.

„Ich wusste nicht was ich machen wollte, aber „nichts“ auf jeden Fall schon mal nicht“